unserer Sterblichkeit in die Augen zu schauen, Sw. Veetman [korrigierte Fassung]


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Abgeschickt von sw.an.sargam am 10 September, 2001 um 00:47:16:

Antwort auf: unserer Sterblichkeit in die Augen zu schauen, Sw. Veetman von sw.an.sargam am 08 September, 2001 um 16:28:49:

Interview der Liberation Times, Italien
Zur Ausbildung: VON ANGST ZUR LIEBE


Veetman, bitte beantworte uns einige Fragen:
Warum bietet Ihr diese Ausbildung an?

Weil das Thema Tod und Sterben das letzte Tabu in unserer Gesellschaft war, und jetzt aus dem Versteck kommt, weil viele Menschen bewußt werden, daß die Vorbereitung und die Sorge für einen würdevollen menschlichen Tod vernachlässigt worden sind; daß die Sterbenden eine liebevolle und mitfühlende Betreuung am Ende ihres Lebens verdienen.

Und zweitens, weil das Mysterium von Leben und Tod viel Interesse im menschlichen Bewußtsein wachruft, während das kollektive Bewußtsein sich langsam erweitert, und die spirituellen Dimensionen des menschlichen Daseins erkennt. Die alten Werte und äußerer Komfort werden für unsere Gesellschaft immer enttäuschender. Das erwachende Bewußtsein öffnet sich dafür, Tod und Sterben wieder zu einem wichtigen Teil des menschlichen Lebens zu machen, so wie es in großen pirituellen Kulturen der Vergangenheit immer der Fall war.

OSHO macht uns klar, daß der Tod ein natürlicher Teil des Lebens ist, und daß wir es uns nicht leisten können, die Bedeutung der Vorbereitung auf das Sterben zu vernachlässigen.

Unser Tod bestimmt unsere weitere Evolution, und die Qualität unseres Lebens hängt davon ab, wie frei wir von der Angst von dem Tod sind, denn nur ein angstfreier Mensch kann völlig bewußt sein, und ein erfülltes Leben in Schönheit und Bewußtsein führen.

Wir erkennen alle mehr und mehr, daß unser Leben voller Angst ist, Unglück, und Leiden, weil wir nicht mehr natürlich und in Freude leben. Und das läßt uns den Tod noch mehr fürchten, weil wir wissen, daß wir unserem leeren Leben gegenüberstehen, wenn wir sterben. Dies erzeugt tiefe Angst in uns. Der einzige intelligente Weg ist der, unserer Sterblichkeit in die Augen zu schauen, dem Tod, und uns darauf vorzubereiten, so daß unsere Ängste verschwinden in der Fülle und Intensität unseres Lebens, durch Meditation und inneres Wachstum.


Warum heißt es "Training für Begleitung in einen heilenden Tod“? Ist das nicht ein Widerspruch in sich?

Im Training erfahren wir, daß es möglich ist, mit einem Gefühl der Erfüllung zu sterben, dem Einssein: wenn wir unser äußeres Leben abgeschlossen haben, mit unserem Verzeihen gearbeitet haben, und unsere Angelegenheiten mit anderen geregelt haben. Dann finden wir im Herzen einen tiefen Frieden mit uns selbst, über unser Leben. Wenn wir ein Akzeptieren und sogar Feiern unseres Todes gefunden haben, was nur möglich ist, wenn wir unser unsterbliches Wesen gefunden haben, durch Liebe und Meditation. In diesem Zustand stirbt jemand einen heilenden Tod, weil da keine Angst mehr ist, sondern nur Liebe und Dankbarkeit- und dann, selbst wenn der Körper stirbt, kann man sagen, daß das essentielle Wesen des Menschen geheilt ist, weil er zu seiner ursprünglichen Natur zurückgefunden hat, und in Harmonie von Herz und Seele stirbt. Viele Menschen sind auf diese Weise gestorben - in Ganzheit und tiefer Dankbarkeit in ihrem Herzen - weil sie sich darauf vorbereitet hatten, und sie ihr ewiges Leben in ihrem Herzen erkannt haben, solange sie dazu noch Zeit und Wachheit genug hatten.


Warum bieten wir spirituelle Begleitung und Unterstützung für die Sterbenden an?

Falls der Sterbende etwas offen ist, seinem Tod ins Gesicht zu sehen, und sein Leben vor dem Tod anzuschauen, kann er sein ewiges Wesen leichter erkennen als zu irgendeiner anderen Zeit im Leben- denn es gibt keine Zukunft mehr, keine Hoffnungen und Illusionen- es gibt nur noch die Realität, Moment zu Moment, und die Dringlichkeit im Herzen, etwas zu erkennen, was nicht sterblich ist. Sterbende sind oft sehr bereit, ihre seelischen Schmerzen zu heilen, ihre Angelegenheiten zu erledigen, denn im Angesicht des Todes wird Liebe die wichtigste Qualität. Unsere Arbeit ist nur die, bedingungslos präsent zu sein, mit Liebe und Mitgefühl und Ehrlichkeit. Das ist es, was der Sterbende am meisten braucht: Mut und Unterstützung, um in sein Herz zu gehen, die Identifikation mit Körper und Persönlichkeit loszulassen.

Dann kann man leicht einen heilenden Tod sterben, denn das Bewußtsein, die Seele eines Menschen, kennt diese Realität. Unsere Arbeit ist es, "d a s w a s n i c h t s t i r b t", in unserem Herzen zu erkennen. Wenn jemand so in Frieden stirbt, ist das ein Geschenk für alle Anwesenden. Wir können unser eigenes unsterbliches Wesen spüren, wenn wir beim Tod eines Menschen dabei sind, der in tiefem Akzeptieren und im Vertrauen stirbt.


WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN DEM ERSTEN UND DEM ZWEITEN TEIL DES TRAININGS?

Im ersten Teil geht es mehr um unseren eigenen Tod, unsere Vorbereitung darauf, mit Meditation, Bewußtheit, Mitgefühl für uns selbst und andere, und den entstehenden Mut, unser Leben in Erfüllung zu leben. Wir erkennen, daß Liebe und Bewußtheit die wichtigsten Dinge in Leben sind. Auch lernen wir Wege, andere in ihr Herz zu führen, ins Verzeihen und Abschließen ihres Lebens, und in tiefe Entspannung und Meditation. Wir erfahren die Stadien des Sterbens. Natürlich müssen wir zuerst unsere eigenen Ängste und Illusionen über den Tod verstehen und auf lösen, bevor wir jemandem hellen können, ihrem Tod gegenüberzutreten, ihrem Schmerz und Alleinsein.

Im zweiten Teil geht es um die Stadien des Sterbens, die Arbeit mit Angst vor Schmerz, Verlust und Alleinsein, dem Loslassen von Verlangen und Festhaltenwollen, so daß der Sterbende angstfrei in den Tod geht, und den Tod als einen natürlichen Teil des Lebens erkennt. Wir gehen tief in die Qualität von ehrlichem Mitgefühl, die Transformation von Angst und Schmerz durch unser Herz, wir erlernen Selbst-Hypnose, Schmerzkontrolle und wie wir den Sterbenden respektvoll und klar begleiten können, so daß er mit Bewußtheit und Entspannung in den Tod des Körpers hinein gehen kann; weil wir verstehen, daß unser wirkliches Wesen niemals stirbt. Wir arbeiten mit Trauer, Beratung für die Angehörigen und Freunde, für die Begegnung mit Ärzten und der Familie, um eine Atmosphäre für einen bewußten Tod zu erschaffen. Und wir finden Antworten auf die Frage:
Welche Meditationen können wir für uns selbst anwenden, wenn ein Freund gestorben ist?

FÜR WEN IST DAS TRAINING RELEVANT?

Es ist bedeutungsvoll für jeden, der die Bewußheit des Todes als eine Erinnerung daran nutzen möchte, jetzt zu leben, bewußt und liebevoll, und Meditation in sein/ihr tägliches Leben zu bringen. Nichts sonst macht uns die Dringlichkeit klarer, uns selbst zu erkennen, während wir dazu noch gesund und energetisch genug sind. Natürlich ist das Training auch für alle relevant, die mit Kranken und Sterbenden arbeiten, Krankenpfleger, für alle, die mit Trauer und Verlust arbeiten oder selbst davon betroffen sind. Und natürlich für diejenigen, die ihre Eltern, Kinder oder Partner begleiten wollen, wenn sie auf den Tod zugehen. Nichts kann ein größeres Geschenk für die sein, die wir lieben, als ihnen beizustehen, sie liebevoll zu begleiten und zu ermutigen, wenn sie auf das Ende ihres Lebens zugehen, besonders wenn sie große Schmerzen erleiden müssen. Sie brauchen jemanden, der mit Schmerz und Leiden umgehen und ihnen helfen kann, das Leben mit Liebe, Mitgefühl und wirklichem Verstehen loszulassen.

Nichts kann uns in unserem inneren Wachstum mehr helfen als mit Sterbenden zu sein, denn es läßt uns unseren eigenen Tod anschauen, erinnert uns daran, tief lebendig zu sein, jetzt zu leben; es läßt unser Herz öffnen, und es läßt uns die wirklich bedeutenden Dinge im Leben erkennen: Liebe und Bewußtheit.

Diese spirituelle Arbeit mit Sterbenden ist relativ neu in unserer Gesellschaft, die erst jetzt langsam erkennt daß Sterbende Hilfe und Unterstützung brauchen, und daß wir alle mit Würde und Liebe sterben möchten.

Jeder kann diese Arbeit tun, weil es eine private Dienstleistung ist, und nicht vom Gesetz verboten werden kann. Die große Nachfrage zeigt, daß mehr Menschen auch das Ende ihres Lebens als eine sehr wichtige Zeit erkennen, und sie brauchen Menschen, die ihnen helfen können, mit ihrer Liebe und ihrem Mitgefühl, die den Mut haben, sie zu begleiten, und ihnen helfen können, sich auf einen bewußten und angstfreien Übergang in den Tod vorzubereiten, so daß sie mit offenem Herzen und in Dankbarkeit für ihr Leben sterben können.

Im Hintergrund unserer Arbeit wollen wir die völlige Verneinung des Themas STERBEN herausfordern, die in unserer Gesellschaft herrscht. Wir haben alle ein großes Interesse daran, so zu tun, als ob wir nicht sterben müssen. Wir leben alle mit verschlossenen Augen und tun so, als ob der Tod nicht existiert, oder nur anderen geschieht. Denn wir wollen unser unbewußtes Leben nicht verändern, und der Tod macht uns bewußt, daß unser Leben letztendlich leer und bedeutungslos bleibt, daß am Ende uns alles wieder fortgenommen wird, was wir erkämpft und erreicht haben.
Ein intelligenter Mensch wird nicht weiter unbewußt leben, denn er/sie wird nach der Bedeutung unseres Lebens fragen. Unsere Gesellschaft basiert darauf, daß wir alle das Sterben verleugnen- denn wer wird weiter nach unwichtigen Dingen streben, wenn wir zugeben, daß wir alles wieder verlieren, wenn wir sterben?

Und nur jemand, der mit dieser Bewußtheit lebt, kann frei sein- denn er/sie wird nicht länger von den Werten einer Gesellschaft kontrolliert, die nur Gehorsam will, keine rebellischen lndividuen. Ein Rebell wird sich gegen alles auflehnen, was seine Individualität eingrenzt, und sein Recht, verantwortlich und erwachsen zu sein.

Dies ist der Boden, auf dem wirkliches, spirituelles Leben blühen kann, und auf dem wir uns dem Thema TOD mit einer neuen Vision annähern können.

Osho ist der einzige in unserer Zeit, der sagt, daß der Moment des Todes eine Feier sein kann. Dies fordert alle alten religiösen Konditionierungen heraus, die beinhalten, daß der Tod etwas ist, was verneint und unterdrückt werden muß. Und alle etablierten Religionen halten uns in Angst, in Schuld und Gehorsam. Wir sind alle vom Christentum und ihrer Politik von Schuld und Angst beeinflußt, und wir tragen dies in unserem kollektiven Unbewußten mit uns. Der erste Schritt ist also, uns von diesen Dingen zu befreien- oder wir werden weiterhin unseren Tod, unser Altern, und den Tod unserer Lieben aus Angst verdrängen.

Und wenn der Tod kommt, werden wir von Ärger, Verzweifelung, Bedeutungslosigkeit und Frustration überrollt - wenn wir erkennen, daß unser Leben leer geblieben ist, und daß wir unser Leben in sinnlosem Kampf und mit unwichtigen Dingen verschwendet haben.

Die Menschen sterben so, wie sie gelebt haben. Der Sinn von Meditation, die auch die Bewußtheit des Todes einbezieht, liegt darin, uns das Potential erkennen zu lassen, daß wir alle in uns tragen: bewußte und liebevolle Menschen zu sein, in Einklang mit der Natur und in tiefer Achtung vor dem Leben.

Der Tod erinnert uns daran, daß wir die Wahl haben, und die Verantwortung, unser Leben entweder in Angst, Leiden und Unbewußtheit zu leben, oder in Bewußtheit, Liebe und Dankbarkeit für unser Dasein.

Wir alle stehen einer globalen Krise gegenüber, politisch, sozial, ökologisch, dem Thema Tod und menschlichem Leiden, die uns alle auf eine Weise beeinflussen, weil wir erkennen, daß Leben Veränderung und Unsicherheit bedeutet, und daß es keine wirkliche äußere Sicherheit gibt.

Meditation und tiefe Achtung vor dem Leben sind die einzigen Antworten für diese Situation




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