Osho über Terrorismus


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Abgeschickt von sw.an.sargam am 15 September, 2001 um 05:37:00

Jenseits von Psychologie
384 S., Ln. geb., ISBN 3-925205-59-4,
DM 39,80
Während seiner „World Tour“ in Uruguay spricht Osho über die Gründe für das Scheitern des „alten Menschen“, die Vergiftung des modernen Bewußtseins durch überalterte Religionen und Wertsysteme. Ein besonders kostbarer Zug des Buches ist seine einmalige Intimität: Osho spricht im kleinsten Kreis über die tiefsten Geheimnisse des spirituellen Weges – jenseits aller Psychologie.
Audio: Beyond Psychology
English discourses available on request

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Die Ereignisse der letzen Tage erinnern mich an einen Artikel in der früheren OshoTimes (RT:12.09.1986), worin Osho über den Terrorismus spricht. Osho zeigt darin deutlich auf, daß es keine noch so starke Macht geben kann, den Terrorismus zu beseitigen...
Es hat sich nichts geändert: und so ist der Menschen weiterhin 'mit dem Wunsch zu töten und zu zerstören belastetet' und will dem nur schöne Namen geben:

"Für eine neue Weltordnung", "Der heilige Krieg gegen Amerikaner -ungläubige Schänder heiliger Stätten des Islams-", "Der erste Krieg des einundzwanzigsten Jahrhunderts" "Der Vergeltungsschlag der zivilisierten Welt gegen den internationalen Terrorismus" ....

Alle Staaten, weltweit, selbst China, finden einem 'schönen' gemeinsasmen Namen: gewaltsam die Gewalt, ein für alle Mal, auszurotten...

Eine beängstigede Situation, wieder eine - und wer weiß, vielleicht die letzte Erinnerungsmöglichkeit Oshos an uns alle, daß es brennend not-wendig ist, zu meditieren!

Ich habe den Artikel wieder gelesen, und finde, es lohnt sich! In Liebe, Sargam

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Osho über Terrorismus

Geliebter Bhagwan, ich habe gehört, dass die Bedrohung des Terrorismus in Europa jeden in Angst und Schrecken versetzt. Flugzeuge haben aufgrund von außerordentlichen Sicherheitsmaßnahmen Verspätung, viele der Sitze bleiben leer, und einige Flughäfen sind geschlossen. Die Leute überlegen es sich zweimal, ob sie am Abend ausgehen. Und all dies breitet sich seit dem Bombardement von Libyen immer mehr aus. Ist die Zunahme des Terrorismus in den letzten zehn Jahren irgendwie kennzeichnend dafür, was allgemein in der Gesellschaft passiert?

Alles ist eng mit allem anderen, was passiert, verbunden. Das Ereignis des Terrorismus steht sicherlich mit dem in Beziehung, was in der Gesellschaft geschieht. Die Gesellschaft fällt auseinander. Ihre alte Ordnung, Disziplin, Moral, Religion – man hat herausgefunden, dass alles auf der falschen Grundlage steht. Sie hat ihre Macht über das Gewissen der Leute verloren.

Der Terrorismus symbolisiert einfach, dass es nichts ausmacht, menschliche Wesen zu zerstören, dass es nichts im menschlichen Wesen gibt, das unzerstörbar ist, das alles Materie ist – und du kannst Materie nicht töten, du kannst lediglich ihre Form verändern. Wenn der Mensch nur als eine Kombination von Materie angesehen wird, wenn kein Platz für das geistige Wesen in ihm ist, wird Töten einfach zum Spiel.

Nationen sind unwichtig, wegen der atomaren Waffen. Wenn die ganze Welt innerhalb von Minuten zusammen z e r s t ö r t werden kann, kann die Alternative nur sein, dass die ganze Welt zusammen s e i n sollte. Jetzt kann sie nicht geteilt bleiben; ihre Teilung kann nicht toleriert werden; nur ein Krieg reicht aus, um alles zu zerstören. Es ist nicht viel Zeit für den Menschen übrig, zu verstehen, dass wir eine Welt schaffen sollten, wo die alleinige Möglichkeit eines Krieges nicht existiert.

Der Terrorismus hat viele Unterströmungen. Eine davon ist, dass die Nationen wegen der Kernwaffen ihre Energie in diesen Bereich einbringen, und denken, dass alte Waffen überholt sind. Und sie s i n d überholte. Aber Individuen können sie benutzen und Kernwaffen kann man nicht gegen Individuen anwenden, das wäre einfach nur dumm. Ein einzelner Terrorist wirft eine Bombe – das rechtfertigt nicht, dass ein Atomgeschoß gezündet wird.

Was ich betonen möchte, ist, dass die Kernwaffen einzelnen Menschen eine bestimmte Freiheit geben, alte Waffen zu benutzen – eine Freiheit die in früheren Tagen nicht möglich war, weil die Regierungen dieselben Waffen auch benutzten. Jetzt konzentrieren sich die Regierungen darauf, die alten Waffen zu zerstören; sie werfen sie in die Meere und verkaufen sie an arme Länder, die sich keine Kernwaffen leisten können. Und all diese Terroristen kommen aus diesen armen Ländern, mit denselben Waffen, die an ihre Länder verkauft wurden. Und sie haben einen seltsamen Schutz: man kann gegen sie keine Kernwaffen verwenden, man kann keine Atombomben auf sie werfen.

Sie können Bomben auf dich werfen, und plötzlich bist du machtlos. Ihr habt riesige Mengen von Atombomben, Kernwaffen in euren Händen – aber manchmal ist das Schwert nicht von Nutzen, wo eine Nadel gebraucht wird. Du magst das Schwert haben; das bedeutet nicht, dass du notwendigerweise in einer überlegenen Position dem Menschen gegenüber bist, der die Nadel hat; denn für bestimmte Zwecke funktioniert nur die Nadel, das Schwert ist nutzlos.

Diese kleinen Waffen aus alten Zeiten haben sich gestapelt, und die großen Mächte mussten sie loswerden – entweder sie im Ozean versenken... das bedeutet viel Geld, viel Arbeitspotential, soviel Energie wird verschwendet, es war ein ökonomisches Desaster. Aber sie weiterhin aufzuhäufen war ökonomisch auch unmöglich. Wie viel Waffen kann man sammeln? Es gibt eine Grenze. Und wenn du eine neue Art und Weise hast, Leute effizienter zu töten, dann muß man die alte einfach loswerden.

Man dachte, dass es besser sei, sie an die armen Länder zu verkaufen. Und arme Länder können keine Kernwaffen herstellen – es ist zu teuer. Diese Waffen wurden billig – als Hilfe. Sie nahmen sie an, aber diese Waffen können nicht im Krieg benutzt werden. In einem Krieg sind diese Waffen schon nutzlos. Aber keiner hat die Möglichkeit gesehen, dass diese Waffen von einzelnen benutzt werden können. Ein neues Phänomen – Terrorismus – kam dabei heraus.

Ein Terrorist hat jetzt eine eigenartige Macht, sogar über die größten Mächte. Er kann auf das Weiße Haus ohne Angst Bomben werfen, denn was ihr habt ist zu groß und ihr könnt es nicht auf ihn werfen. Und das sind die Waffen, die ihr verkauft habt! Aber man konnte sich das Phänomen nicht vorstellen, denn man hat die menschliche Psychologie nicht verstanden.

Nach meinem Verständnis braucht der Mensch, so wie er bis jetzt gelebt hat, alle zehn bis zwölf Jahre einen Krieg. Er staut soviel Wut auf, soviel Zorn, soviel Gewalt, dass nichts weniger als ein Krieg ihm Befreiung verschafft. Ein Krieg nach dem anderen also, und es gibt nur eine Pause von zehn bis fünfzehn Jahren. Diese Pause ist eine Art Entspannung. Aber dann fängst du wieder an aufzustauen, denn dieselbe Psychologie arbeitet weiter, dieselbe Eifersucht, dieselbe Gewalt.

Und der Mensch ist im Grunde genommen ein Jäger, er ist nicht von Natur aus Vegetarier. Zuerst wurde er ein Jäger, Tausende von Jahren war er nur Fleischesser, und der Kannibalismus war überall verbreitet. Menschliche Wesen von dem feindlichen Stamm zu essen, mit dem man kämpfte, war ganz und gar ethisch. All das trägt die Menschheit in ihrem Unbewussten.

Die Religionen haben dem Menschen Dinge nur an der Oberfläche aufgezwungen; sein Unbewusstes stimmt nicht damit überein. Jeder Mensch lebt nicht in Übereinstimmung mit sich selbst. Wann immer er also eine Gelegenheit finden kann – für einen wunderbaren Grund: Freiheit, Demokratie, Sozialismus... jedes schöne Wort kann zu einem Schirm werden, um sein gemeines Unterbewusstes zu verstecken, das einfach zerstören möchte und sich an der Zerstörung freut.

Jetzt ist der Weltkrieg fast unmöglich geworden; sonst würde es keinen Terroristen geben. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist genügend Zeit vergangen, der Dritte Weltkrieg sollte schon um 1960 passiert sein. Er hat nicht stattgefunden. Die ganze Geschichte ist bisher nach diesem Muster gelaufen, und der Mensch ist darauf programmiert.

Psychologen haben beobachtet, dass die Menschen in Kriegszeiten glücklicher sind als in Friedenszeiten. In Kriegszeiten ist ihr Leben aufregend, in Friedenszeiten schauen sie gelangweilt drein. In Kriegszeiten suchen sie früh morgens nach der Zeitung, hören Radio. Dinge können weit entfernt geschehen, aber sie geraten in Aufregung. Etwas in ihnen fühlt sich angesprochen.

Ein Krieg, den es irgendwann zwischen 1955 und 1960 hätte geben sollen, hat es nicht gegeben. Und der Mensch ist mit dem Wunsch zu töten belastet, mit dem Wunsch zu zerstören. Er will dem nur schöne Namen geben.

Der Terrorismus wird sich immer mehr ausbreiten, denn der Dritte Weltkrieg ist fast unmöglich geworden. Und die dummen Politiker haben keine andere Alternative. Terrorismus bedeutet einfach, dass das, was in gesellschaftlichem Ausmaß getan wurde, jetzt individuell getan werden muß. Er wird zunehmen. Er kann nur verhindert werden, wenn wir die eigentliche Basis des menschlichen Verständnisses verändern, was eine himalayische Aufgabe ist, insbesondere, weil die gleichen Leute, die du verändern möchtest dich bekämpfen. Sie werden dir nicht erlauben, sie auf leichtem Wege zu verändern.

Tatsächlich lieben sie das Blutvergießen. Sie haben nur nicht den Mut, es zu sagen.

In einer Novelle der Existenzialisten gib es ein wundervolles Ereignis, von dem man sagen kann, dass es wahr ist. Ein Mann steht vor Gericht, denn er hat einen Fremden getötet, der am Strand saß. Er hatte den Fremden noch nie gesehen. Er hat ihn nicht wegen Geld getötet. Er weiß jetzt noch nicht, wie der Mann aussah, denn er tötete ihn von hinten, nur mit einem großen Messer.

Sie hatten sich nie getroffen, es war überhaupt keine Frage von Feindschaft. Sie waren nicht einmal Bekannte, sie hatten sich nicht einmal von Angesicht zu Angesicht gesehen. Und das Gericht konnte es nicht herauskriegen. Es fragte den Mörder: „Warum haben Sie es getan?“

Er sagte: „Als ich auf diesen Mann mit dem Messer einstach, und das Blut aus seinem Rücken herausfloß, war das einer der schönsten Momente, die ich jemals erlebt habe. Ich weiß, dass der preis mein Tod sein wird, aber ich bin bereit, dafür zu zahlen. Das war es wert. Mein ganzes Leben habe ich in Langeweile verbracht, keine Aufregung, kein Abenteuer. Schließlich musste ich mich entscheiden, etwas zu tun. Und diese Tat hat mich weltberühmt gemacht, mein Bild ist in jeder Zeitung. Und ich bin total glücklich, dass ich es getan habe.“

Man braucht keine Beweise. Dieser Mann leugnet nicht, im Gegenteil, er verherrlicht seine Tat. Aber das Gericht hat seine eigene Routine. Zeugen müssen her, es kann ja möglich sein, dass er den Mann nicht getötet hat. Niemand hat ihn gesehen – es gibt keinen einzigen Augenzeugen. Detaillierte Beweise müssen durch die Polizei vorgelegt werden.

Einige davon sind, dass dieser Mann möglicherweise aufgrund seiner Vergangenheit und seiner Lebensumstände getötet hat. Als er jung war starb seine Mutter. Als er hörte, dass seine Mutter gestorben war, sagte er: „Scheiße! Diese Frau lässt mich nicht einmal in Ruhe wenn sie stirbt. Es ist Sonntag, und ich habe Theaterkarten für mich und meine Freudin. Aber ich weiß, dass sie etwas tun würde, um meinen ganzen Tag zu zerstören – und sie hat ihn zerstört.“ Die Mutter ist gestorben und er sagt, dass sie seinen Sonntag zerstört hat. Er wollte mit seiner Freundin ins Theater gehen, und jetzt muß er zur Beerdigung gehen. Und die Leute, die seine Reaktion hörten, waren schockiert. Sie sagten: „Das ist nicht richtig, was sagst du da?“

Er sagte: „Was? Was ist richtig und was ist falsch? Hätte sie nicht an einem anderen Tag sterben können? Die Woche hat sieben Tage, von Montag bis Samstag, sie hätte an jedem anderen Tag sterben können. Aber ihr kennt meine Mutter nicht – ich kenne sie. Sie ist ein Miststück. Sie hat es mit Absicht getan.“

Der zweite Beweis war, dass er auf der Beerdigung war und abends mit seiner Freundin beim Tanzen in einer Disco gesehen wurde. Und jemand fragte: „Was! Was tust du? Deine Mutter ist gerade gestorben.“ Er sagte: „Na und? Meinst du jetzt, ich kann niemals wieder tanzen? Meine Mutter wird nicht wieder lebendig werden, sie wird tot bleiben. Was macht es also, ob ich nach sechs Stunden tanze, nach acht Stunden, acht Monaten oder acht Jahren? Was macht es? – Sie ist tot. Und ich muß tanzen, und ich muß leben, und ich muß lieben, trotz ihres Todes. Wenn jeder bei dem Tod der Mutter, bei dem Tod des Vaters aufhören würde zu leben, gäbe es keinen Tanz in der Welt, keinen Gesang in der Welt.“

Seine Logik ist richtig. Er sagt: „Wo ziehst du die Trennungslinie? Nach wie viel Stunden kann ich tanzen? Nach zwölf Stunden? Vierzehn Stunden? Sechs Wochen? Wo willst du die Linie ziehen? Auf welcher Grundlage? Was ist das Kriterium? Es macht also nichts. Eines ist sicher: Wann immer ich auch tanze, ich werde n a c h dem Tod meiner Mutter tanzen. So entschloß ich mich also, heute zu tanzen. Warum bis morgen warten?“

Diese detaillierten Beweise wurden dem Gericht vorgelegt – dafür, dass dieser Mann seltsam ist. Er kann so etwas tun. Aber wenn du diesen Mann genau ansiehst, wirst du nicht wütend auf ihn sein. Du wirst Mitleid mit ihm haben. Es ist nicht sein Fehler, dass seine Mutter gestorben ist. Und überhaupt, er muß eines Tages wieder tanzen, also macht es keinen Unterschied. Du kannst diesen Mann nicht beschuldigen, gemeine Dinge gesagt zu haben: „Sie ist mit Absicht am Sonntag gestorben, um mir den Tag zu verderben“; denn die Erfahrung seines ganzen Lebens muß es gewesen sein, dass sie immer wieder jede Möglichkeit von Freude zerstört hat. Das ist der letzte Schluß: „Sogar im Tode lässt sie mich nicht in Ruhe.“

Und man kann den Mann nicht dafür verurteilen, einen Fremden getötet zu haben... denn er ist kein Dieb, er hat ihm nichts weggenommen. Er ist kein Feind; er hat den Mann nicht einmalgesehen, den er getötet hat. Das Leben ist einfach nur Langweile für ihn, und er möchte etwas tun, womit er sich bedeutend fühlen kann, wichtig. Er ist glücklich, dass alle Zeitungen sein Foto haben. Wenn sie ein Foto zuvor veröffentlicht hätten, hätte er nicht getötet, aber sie warteten – solange er nicht tötet, werden sie sein Foto nicht veröffentlichen. Und er wollte eine Berühmtheit sein... ganz gewöhnlich menschliche Wünsche.

Und er war bereit, mit seinem Leben dafür zu bezahlen, um zumindest für einen Tag der Welt bekannt, von jedem anerkannt zu werden.
Solange wir nicht die eigentlichen Grundlagen der Menschen verändern, wird der Terrorismus immer normaler werden, eine Alltagsangelegenheit. Er wird in den Flugzeugen stattfinden, er wird in den Bussen stattfinden. Er wird anfangen in Autos stattzufinden. Er wird unter Leuten passieren, die sich nicht kennen. Plötzlich wird jemand kommen und dich erschießen – nicht dass du ihm etwas getan hättest, sondern einfach... der Jäger ist zurück.

Der Jäger war im Krieg zufriedengestellt. Jetzt gibt es keinen Krieg mehr, und vielleicht ist er nicht mehr möglich.

Der Jäger ist zurück, jetzt können wir nicht mehr kollektiv. Jeder einzelne muß etwas tun, um seinen eigenen Dampf abzulassen.

Die Dinge sind miteinander verbunden. Das erste, was sich verändern muß, ist, dass der Mensch dazu gebracht werden sollte, sich mehr zu freuen. Das haben alle Religionen getötet.

Die wirklichen Kriminellen sind nicht gefasst. Die Terroristen und anderen Kriminelle sind nur die Opfer. Die wirklichen Kriminellen sind all die Religionen, denn sie haben alle Möglichkeiten der Freude zerstört. Sie haben die Möglichkeit zerstört, sich an den kleinen Dingen des Lebens zu freuen. Sie haben alles verdammt, was die natur euch gibt, um euch glücklich zu machen, euch zu begeistern, damit ihr euch wohlfühlt.

Sie haben alles weggenommen. Und wenn es ihnen nicht gelungen ist, ein paar Dinge wegzubekommen, weil sie so tief in eurer Biologie verwurzelt sind – wie der Sex – ist es ihnen zumindest gelungen, sie zu vergiften.

Meiner Ansicht nach ist Friedrich Nietzsche einer der größten Seher der westliche Welt. Sein Blick dringt wirklich bis zu den eigentlichen Wurzeln des Problems vor. Aber weil andere es nicht sehen konnten – ihre Augen sind nicht so durchdringend, noch ist ihre Intelligenz so scharf – der Mann lebte alleine, verlassen, isoliert, ungeliebt, ungeachtet.

Er stellt fest, dass dem Menschen von den Religionen gelehrt wurde, den Sex zu verdammen, dem Sex zu entsagen. Die Religion hat es nicht geschafft, und der Mensch hat sich sehr angestrengt, aber es ist ihm misslungen, denn er ist so tief in seiner Biologie verwurzelt. Der Sex bestimmt den ganzen Körper, er ist aus dem Sex geboren – wie kann er ihn loswerden, außer Selbstmord zu begehen?

Der Mensch hat es also versucht, die Religionen haben ihm dabei geholfen, ihn loszuwerden – Tausende von Disziplinen und Strategien wurden angewendet. Das Ergebnis ist, dass der Sex da ist, aber vergiftet. Dieses Wort „vergiftet“ ist eine ungeheure Einsicht. Die Religionen waren nicht in der Lage, ihn wegzubekommen, aber sie waren sicherlich erfolgreich darin, ihn zu vergiften.

Und so ist es auch mit anderen Dingen. Die Religionen verdammen, dass ihr im Komfort lebt. Nun ein Mensch, der im Komfort und Luxus lebt, kann kein Terrorist werden. Die Religionen haben die Reichen verdammt, und die Armen gepriesen. Ein Mensch, der reich ist, kann kein Terrorist werden. Nur die „Gesegneten“, die Armen, können Terroristen sein, denn sie haben nichts zu verlieren, und sie sind wütend gegen die ganze Gesellschaft, weil andere Dinge haben, die sie nicht haben.

Die Religionen haben versucht, sie zu trösten. Aber dann kam der Kommunismus – eine materialistische Religion – die die Leute provozierte und ihnen sagte: „Eure alten Religionen sind alle Opium für das Volk. Ihr leidet nicht wegen eurer bösen Taten in diesem Leben oder in den vergangenen Leben an Armut. Ihr leidet an der üblen Ausbeutung durch die Bourgeoisie, durch die Superreichen.“

Der letzte Satz des „Kommunistischen Manifest“ von Karl Marx ist „Proletarier aller Länder vereinigt euch; ihr habt nichts zu verlieren, aber die ganze Welt zu gewinnen. Ihr seid schon arm, hungrig, nackt – was könnt ihr also verlieren? Euer Tod wird euch nicht unglücklicher machen, als es das Leben euch macht. Warum also nicht die Gelegenheit beim Schopfe packen und diese Leute vernichten, die euch alles genommen haben. Holt euch diese Dinge zurück, verteilt sie.“

Alles das, womit die Religionen die Menschen irgendwie in Schach gehalten haben – obwohl es nicht stimmte und gerissen war und verlogen war, hatte es die Menschen immerhin in einer Art Dämmerzustand gehalten –, all das riß ihnen der Kommunismus wie Schuppen von den Augen.

Das heißt aber: Diese Welt wird nicht eher wieder friedlich werden, als bis wir all die verrotteten Begriffe, die dem Menschen eingeimpft worden sind, endgültig aus dem Verkehr ziehen.

Als erstes sind die Religionen dran: Ihre Werte müssen beseitigt werden, damit der Mensch wieder lächeln kann, wieder lachen kann, sich wieder freuen kann, wieder natürlich sein kann.

Zweitens müssen die Menschen über das, was der Kommunismus sagt, gründlich aufgeklärt werden – dass es psychologisch nicht stimmt, dass ihr nur aus einer Falle in die andere geht.

Keine zwei Menschen sind gleich.

Damit ist das Ideal der Gleichheit Unsinn. Und wenn ihr einmal den Beschluß gefasst habt, gleich zu sein, dann müsst ihr auch eine Diktatur des Proletariats hinnehmen. Mit anderen Worten, ihr müsst eure Freiheit aufgeben.

Erst hat euch die Kirche eure Freiheit genommen, hat der Gott euch eure Freiheit genommen. Jetzt ersetzt der Kommunismus eure Kirche, will er euch eure Freiheit nehmen.

Und ohne Freiheit könnt ihr nicht feiern.

Ihr lebt in Angst, nicht in Freude.

Wenn es uns gelingt, den Keller des menschlichen Unbewussten auszuräumen... und genau das ist meine Arbeit. Er kann ausgeräumt werden!

Der Terrorismus, das sind nicht die Bomben in euren Händen. Der Terrorismus ist in eurem Unbewussten.

Andernfalls wird die jetzige Lage immer verbitterter werden. Und es scheint, lauter Blinde haben Bomben in den Händen und werfen mit ihnen nach belieben um sich.

Ein dritter Weltkrieg hätte die Menschen für zehn bis fünfzehn Jahren erleichtert. Aber der dritte Weltkrieg kann nicht stattfinden, denn wenn er stattfindet, wird er die Menschen nicht erleichtern, sondern sie nur vernichten.

Also wird die individuelle Gewalt zunehmen – sie nimmt bereits zu. Und all eure Regierungen und all eure Religionen werden immer nur ihre alten Strategien wiederholen, ohne die neue Situation zu begreifen.

Die neue Situation ist, dass jeder einzelne Mensch durch Therapie hindurchgehen muß, seine unbewussten Intensionen verstehen lernen muß, durch Meditation hindurchgehen muß, damit er sich beruhigen kann, abkühlen kann und die Welt mit neuen Augen sehen kann – den Augen der Stille.

Osho, Punte del Este, Uruguay, 1986
"Jenseits von Psychologie"




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